Hasenscharte

Hasenscharte“ ist der umgangssprachliche Begriff für eine angeborene Kieferdeformation. Sie geht auf eine Fehlentwicklung des Embryos während der frühen Schwangerschaftsstadiums zurück. Diese Anomalien können beim Kind unterschiedlich stark in Erscheinung treten. In einigen Fällen sind KieferLippen oder der Gaumen betroffen, oft aber auch alle drei. Bei etwa 50 % der Defekte in diesem Bereich werden Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten in der Zahnarztpraxis diagnostiziert. Diese körperliche Beeinträchtigung stellt meist eine große psychische Belastung für die Patienten dar. Die Kinder leiden unter Hemmungen im Umgang mit anderen. Allein schon die Bezeichnung „Hasenscharte“ katapultiert die Betroffenen ins soziale Abseits und bewirkt meist einen gesellschaftlichen Rückzug. Auch im Erwachsenenalter setzen sich die seelischen Auswirkungen fort.  Nach einer genauen Untersuchung kann der Zahnarzt eine korrigierende Therapie einleiten, zu der ein operativer Eingriff gehört.

Was ist eine „Hasenscharte“/ Lippen-Kiefer-Gaumenspalte?

Inzwischen wurde der Ausdruck “Hasenscharte” durch den medizinischen Begriff Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ersetzt und die degradierende Bezeichnung ist seltener zu hören. „Hasenscharte“ hat Betroffenen einen Stempel aufgedrückt und ihnen das Leben schwergemacht. Gaumenspalten zählen zu den verbreitetsten hauptsächlich genetisch bedingten Fehlbildungen. Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gründet auf ein ungünstiges Zusammenwirken von Fehlbildungen des Kiefers und der LippenMund und Nase sind nicht voneinander abgeschottet, die Öffnung führt zu den verschiedensten Beeinträchtigungen. Eine Spaltbildung kann einseitig oder beidseitig vorliegen, dabei ist die linke Seite häufiger betroffen.

Welche Ursachen haben Lippen-Kiefer-Gaumenspalten?

Wenn in der Familie Lippen-Gaumen-Spalten vorkommen, ist das Risiko, dies zu vererben, erhöht. Auch wenn die werdende Mutter raucht oder Alkohol konsumiert während der frühen Schwangerschaft, kann es eher zu dieser Fehlbildung kommen. Der Entwicklungsprozess des Gesichts wird gestört- dafür ist die fünfte bis siebte Schwangerschaftswoche besonders anfällig. Hier findet die Vereinigung von Oberlippe, Oberkiefer und Nase statt. Danach erfolgt in der Regel das Zusammenwachsen der einzelnen Gaumenelemente. Wenn diese Entwicklungsschritte nicht richtig ablaufen, bricht das Gewebe auf und es kommt zu Lippen-Kiefer- und Gaumenspalten. Die Spaltbildung kann den harten und den weichen Gaumen betreffen.

Als weitere Ursachen für die Fehlbildung kommen infrage:

  • Starker Vitaminmangel
  • Vitamin E- und A-Überschuss
  • Sauerstoffmangel
  • Röteln oder eine andere heftige Virusinfektion
  • Extremer Stress der werdenden Mutter
  • Röntgenstrahlen
  • Antiepileptika

Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Wie wird eine Hasenscharte behandelt?

Die angeborenen Kieferverformungen weisen einen unterschiedlichen Schweregrad auf. Danach nach richtet sich das jeweilige Behandlungskonzept. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist, dass so früh wie möglichst früh damit gestartet wird. Im ersten Schritt wird bloß die Spalte in der Oberlippe des Kindes in einem chirurgischen Eingriff geschlossen. Bei der nächsten OP schließt der Zahnarzt den Oberkiefer und der finalen Operation den Gaumen. Liegt nur eine Lippenspaltung vor, ist meist eine einzige Operation ausreichend. Je nach Spaltentyp, Schweregrad und der Wechselwirkung mit der Nase entscheidet der Chirurg, welches Verfahren zur Korrektur zu Anwendung kommt. Nach den auf den jeweiligen Status abgestimmten chirurgischen Eingriffen ist in der Regelbeschwerdefreiheit gegeben. Darüber hinaus wird ein ästhetisch ansprechendes Resultat erzielt. Zurück bleibt nur eine winzige Narbe.

Nach dem Eingriff ist die Oberlippe auf der Spaltseite ein bisschen verkürzt. Diese dehnt sich jedoch durch die funktionelle Nutzung wieder aus. Meist verlängert sie sich bereits innerhalb weniger Wochen nach der erfolgten OP. Drei Jahre später hat sich Oberlippe meist vollständig regeneriert und der anderen Seite angeglichen.

Es empfiehlt sich, parallel dazu eine Sprechtherapie beim Logopäden durchzuführen. Diese beinhaltet das Training und die Stimulation der Rachenmuskulatur, der Zunge und des Gaumensegels. Falls Hör- oder Schluckproblematiken auftreten, ist die zusätzliche Konsultation eines HNO-Experten ratsam. Auch der Kieferorthopäde kann für das Erreichen einer nachhaltigen Beschwerdefreiheit hinzugezogen werden. Schienen und Zahnspangen können die zahnärztliche Therapie begleiten und optimieren. Manchmal ist es auch notwendig, einen Psychologen ins Boot zu holen.

Wann werden Lippen-Kiefer-Gaumenspalten behandelt?

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sind komplexe Anomalien, die ohne eine Behandlung viele Komplikationen mit sich bringen. Für einen optimalen Verlauf und die dauerhafte Behebung der Deformation sollte die Operation bereits kurz nach der Geburt stattfinden. Die chirurgische Therapie ist relativ unkompliziert. Bei dem Eingriff, der bei Neugeborenen nach etwa sechs Monaten stattfinden sollte, wird die Spalte in Kiefer und Lippe sicher geschlossen. Wenn die korrigierenden Eingriffe und die Nachkontrollen nicht erfolgen, kann dies später eine Behinderung beim Sprechen nach sich ziehen. Beim Reden schaut der Gesprächspartner auf den Mund. Die Operation ist also auch aus kosmetischen Gründen sinnvoll. Der Makel führt in den meisten Fällen zu Hemmungen und hat einen negativen Effekt auf das Selbstbewusstsein des Patienten,

Welche Probleme kann eine Lippenspalte oder Gaumenspalte verursachen?

Wenn bei der Spaltbildung der Gaumen beteiligt ist, kann dies Atembeschwerden auslösen.

Weitere Folgen sind häufig:

  • Probleme beim Essen & Trinken
  • Vermindertes Saugvermögen an der Brust der Mutter
  • Muskuläre Dysbalance im Gesichtsbereich
  • Wachstumsstörungen
  • Verkürzter Oberkiefer
  • Zahndefekte
  • Trockene Nase
  • Erhöhte Kariesneigung
  • Vermehrte Plaques
  • Zahnfehlstellungen
  • Beeinträchtigte Lautbildung
  • Mittelohrentzündungen durch mangelhafte Belüftung.

Wie kann sich eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bei einem Neugeborenen auf die Nahrungsaufnahme auswirken?

Eine Kombination aus verschiedenen Missständen erschweren die Nahrungsaufnahme. Der nicht vorhandene Lippenschluss, das Leck zwischen Mundhöhle und Nase sowie die nicht richtig funktionierenden Muskelzüge im Gaumensegel, beeinflussen das Saugverhalten des Kindes. Die ausreichende Nahrungsaufnahme wird durch die Lippenspalte behindert, der Gaumenwiderstand fehlt. Der Saugmechanismus kann nicht wie von der Natur vorgesehen ablaufen- so wird es unmöglich, das Neugeborene mit genügend Muttermilch zu versorgen. Bei weniger stark ausgeprägten Formen ist Stillen nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

Welche Risiken und Komplikationen können während und nach der Operation einer LKG-Spalte auftreten?

Die angewandten Operationstechniken sind äußerst risikoarm. Bei Kindern ist mit Komplikationen während und nach dem Eingriff kaum zu rechnen. Manchmal kommt es zu Nachblutungen, Wundheilungsstörungen, Schwellungen oder Infektionen. Diese Nebenwirkungen sind aber in der Regel gut zu bekämpfen und durch eine rechtzeitige Intervention des Behandlers in kürzester Zeit abzustellen.

Wie kann man die Bildung einer Hasenscharte vermeiden?

Die wichtigste Prävention ist die optimierte Zufuhr von Folsäure. Der Richtwert liegt bei täglich 400 Mikrogramm bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. Alkohol und Nikotin sind tabu in der Schwangerschaft und sollten am besten auch schon Monate davor gemieden werden. Eine vitaminreiche, vielseitige Ernährung aus frischen Zutaten hält den Körper fit und bereitet ihn auf einen positiven Verlauf der Schwangerschaft ideal vor. Auch Stress gilt es weitestgehend zu vermeiden. Wer dies alles berücksichtigt, hält das Risiko für eine Spaltenbildung beim werdenden Kind gering.